Dieter Kliesch

Lesen Sie mehr über diesen außergewöhnlichen Künstler - der folgende Text erschien zu einer Werkübersichtausstellung 2016:

Wenn Sie (noch) nicht wissen, wer der Künstler Dieter Kliesch war – durch die Lektüre einiger seiner Bildtitel bekommt man schon mal ganz gut einen ersten Eindruck:
„Wir uns schämen uns beinahe, dass es uns so gut geht.“ „Dem Verstandesmenschen bleibt als einzige Zuflucht doch nur der Aberglaube.“ – „Männer, die behaupten, sie seien die uneingeschränkten Herren im Haus, lügen auch bei anderer Gelegenheit. (Mark Twain)“ – „Aufstieg genau eine Stufe höher, als eigene Kompetenz und Fähigkeiten erlauben – und dort bleiben.“ – „Das Inferno ist etwas anderes als die Familie. Ähnlichkeiten sind niemals beabsichtigt und wären rein zufällig.“ – „Wir sind fast immer in den besten Jahren.“ – „Je weniger die Leute darüber wissen, wie Wurst und Gesetze gemacht werden, desto besser schlafen sie nachts. (Otto von Bismarck)“ – „Wir werden älter, aber sonst ändert sich gar nichts.“ – „Die Haare stünden uns zu Berge, wüßten wir, wie es bei unseren nächsten Nachbarn zugeht.“ – „Männer sind nicht immer die Lösung für alles.“ – „Wir kennen die Leute nicht. Deshalb mögen wir sie auch nicht.“ – „Wer nicht beizeiten das Maul aufmacht, dem geht es früher oder später an den Kragen.“

Dieter Klieschs Arbeiten zeichnet etwas aus, das in der Bildenden Kunst relativ selten ist: Witz. Neben seinen politischen Bissigkeiten, die vor allem seinem Zeitgenossen Helmut Kohl galten, begleitete er in seinen Bildern auch, mal liebevoll-ironisch, mal ziemlich böse, seinen und den Alltag seiner Mitmenschen. Das Medium seiner Betrachtungen ist die in barocker Üppigkeit aquarellierte Radierung, jede Grafik ein Unikat. Meist fabulierte er mit Stift und Pinsel über jeden Bildrand hinaus, bis von dem Weißen des Büttenrandes nichts mehr übrig blieb. Barock zu nennen sind auch seine ausführlichen Titeleien, manchmal in die Platte radiert, manchmal als Untertitelung der Radierung von Hand geschrieben.

Dieter Kliesch wurde 1926 in Daun in der Eifel geboren. Nach dem Gymnasium wurde er zunächst als Flakhelfer in Wiesbaden eingesetzt, dann auch noch als Soldat in Frankreich. 1949 zog er nach Wiesbaden und studierte an der renommierten Wiesbadener Werkkunstschule. Direkt nach dem Studium trat er eine Stelle als wissenschaftlicher Zeichner im Hessischen Landesmuseum Wiesbaden an – eine Position, die ihn frühzeitig vom Kunstmarkt unabhängig machte.

Und so konnte er mit seiner zeichnerischen Fabulierkunst verschwenderisch umgehen:
Wem er einen Brief schrieb, der bekam automatisch ein Kunstwerk zugesandt, denn es dürfte kein einziges unbemaltes Kuvert geben, das ihn als Absender ausweist. Die legendäre Galeristin Hanna Bekker vom Rath, die in der Nazizeit zahlreichen als „entartet“ diffamierten Künstlern durch illegale Ausstellungen zu materiellem Überleben verholfen und nach dem Krieg z.B. auch Esteban Fekete berühmt gemacht hat, stellte schon 1965 in ihrem „Frankfurter Kunstkabinett“ diese „mail-art“ vor. Auch in unserer Ausstellung sind etliche dieser Kuvert-Gemälde zu sehen.

Seinem Freund Winfried Noll, mit dem er auch eine jahrelange Brieffreundschaft pflegte, sandte Kliesch nicht nur bemalte, sondern auch noch mit skurrilen Kurzgeschichten oder Text-Fragmenten beschriftete Kuverts. Da Noll diese jeweils als Farbkopien wiederum in Alben zusammenfasste und dem Absender zum Geburtstag zurück-schenkte, sind diese Geschichten noch greifbar und etliche werden – als Welturaufführung! – bei unserer Vernissage von der Schauspielerin Ruth Klapperich vorgetragen.

Übrigens waren diese Kuverts häufig aus receycelten Werbe-Prospekten zusammengeklebt, die Kliesch damit einer nützlichen Bestimmung zuführte, anstatt sich über die Belästigung im Briefkasten zu ärgern. Auch sonst ging er sparsam mit den Ressourcen der Natur um: Kleinere Radierungen kratzte er in ausgewalztes Konservendosen-blech, in manch einer ist die Schweißnaht noch zu sehen.

Neben dem umfangreichen Werk der wunderbaren Radierungen hat Kliesch auch zahlreiche Bücher illustriert, vor allem für die Büchergilde: u.a. die Gedichte der Klassikerin des unfreiwilligen Humors Friederike Kempner, Morgensterns Galgenlieder, Heinrich Heines Deutschland. Ein Wintermärchen und Jean Pauls Luftschiffer Giannozzo. Für andere Verlage illustrierte er „Der kleine Lord“, „Hampels heiteres Musiklexikon“ oder Michael v. Posers Rheingau-Texte. Wir haben für die Ausstellung fast das gesamte illustrierte Werk des Künstlers zusammengetragen, teilweise in verlagsfrischen Ausgaben.

Diese Ausstellung, die wir in Zusammenarbeit mit Klieschs Sohn Moritz und Tochter Katharina zusammenstellen konnten, ist die erste nach dem Tod des Künstlers. Seine Radierungen druckte Dieter Kliesch, zusammen mit seiner Frau Martina, die wie er an der Wiesbadener Werkkunstschule studiert und dann am Mainzer Museum als wissenschaftliche Zeichnerin gearbeitet hatte, selbst. Schon aufgrund seiner aufwändigen Aquarellierungen war es unmöglich, eine ganze Auflage, die er meist auf 60 bis 100 Exemplare anlegte, auszudrucken – so existieren meist nur noch Einzelexemplare.

Wie viele Exemplare der Auflagen tatsächlich gedruckt wurden, weiß niemand – er druckte und aquarellierte immer drei Stück, und wenn die verkauft waren, die nächsten drei. Dafür ist die Auswahl groß – insgesamt 100 von Kliesch aquarellierte und signierte Radierungen, ca. 50 Kuvert-Bilder sowie einige größere Unikate haben wir zur Verfügung – so viel Kliesch gab es wohl noch nie außerhalb des Ateliers.

Dieter Kliesch starb am 21. August 2013 im Alter von 87 Jahren in Wiesbaden. Wer ihm einmal persönlich begegnet war, konnte ihn unmöglich vergessen: ein Hüne, der aufgrund einer Unfallfolge am reich mit Drechslerkunst verzierten Stock ging, das graue Haar immer in einer Frisur „Typ Heuschober“ geordnet, mit blitzenden, alles scharf beobachtenden Augen. Seine hohe Stimme stand scheinbar im Gegensatz zur rübezahlgroßen Erscheinung und passte doch so gut zu seinen unablässigen satirischen Sticheleien gegen alles, was, vor allem in der Politik, unter seinen moralischen Maßstäben blieb.
Seine Bilder dienten – neben dem Preisen der Lust am Leben – immer seinem Ziel, diese Welt ein bisschen gerechter zu machen, indem er scharfzüngig in Wort und Bild den Finger in die moralischen Wunden im Großen wie im Kleinen legte. Ein unverbissener Weltverbesserer, der sich der Waffe des Schmunzelnmachens bediente – von seiner Sorte bräuchten wir viele!

Wolfgang Grätz

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Dieter Kliesch - Früher war vielleicht doch alles ein wenig besser

Aquarell auf Radierung

Sechsgebirge

Öl auf Holz

Merke: Allein ist man am stärksten

Orig.-Radierung

Friederike Kempner – Sie wissen, was ich meine

Vorzugsausgabe

Dieter Kliesch – Aus Herrn Kunzelmanns absonderlicher Welt

Mappe mit 10 Orig.-Radierungen

Mögen Sie auch Menschenfleisch?

Radierung, handaquarelliert, 1982

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Alles, was Männer tun, ist immer erhaben...

Radierung, handaquarelliert, 1992

Katzen und Kindern drohen – zwecklos

Radierung, handaquarelliert, 1998

RESERVIERT!

Alles ändert sich – nur die Leute bleiben immer die gleichen

Mischtechnik auf Holz 1995

Die Leute wollen nicht wild werden, sie wollen leuchtende Farben sehen

Mischtechnik auf Holz 1995

Purpurdame

Bleistift und Aquarell

Die kluge, die schöne Hausfrau

Bleistift und Aquarell

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Es gibt auch kleine Elefanten

Bleistift und Aquarell

Dick ist schön

Bleistift und Aquarell

Alles, was man im Leben braucht, sind Ignoranz und Selbstvertrauen (Mark Twain)

Radierung, handaquarelliert, 1991

RESERVIERT!

Wie schon Napoleon sagte: Von Frauen spricht man nicht. Man beschäftigt sich mit ihnen.

Radierung, handaquarelliert, 1995

Wenig Arbeit und viel Geld, was will man mehr auf dieser Welt?

Radierung, handaquarelliert, 1986

Männer sind nicht immer die Lösung für alles.

Radierung, handaquarelliert, 1991

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Mit einem Stein ist man immerhin nicht ganz allein.

Radierung, handaquarelliert, 1998

Trau niemand, den der Anblick einer schönen weiblichen Brust nicht außer Fassung bringt. (Renoir)

Radierung, handaquarelliert, 1992

Früher war vielleicht doch alles ein wenig besser

Radierung, handaquarelliert, 1992

Dieter Kliesch - Kommt ein Männlein geflogen

Radierung, handaquarelliert, 1976

Das Wichtigste: Vor keiner üblen Nachrede zurückschrecken!

Radierung, handaquarelliert, 1987

Die Haare stünden uns zu Berge, wüssten wir, wie es bei unseren nächsten Nachbarn zugeht.

Radierung, handaquarelliert, 1996

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Wer die Mutter nicht ehrt, ist der Tochter nicht wert.

Radierung, handaquarelliert, 1978

Rheingau

Radierung, handaquarelliert, 1989

So eine Art Blumenwunder

Unikat 1985

Das Glück dieser Erde liegt ganz dicht am Herde.

Radierung, handaquarelliert, 1990

Sollen oder wollen wir ein oder kein gutes Haar an den Leuten lassen?

Radierung, handaquarelliert, 1987

Je weniger die Leute darüber wissen, wie Wurst und Gesetze gemacht werden, desto besser schlafen sie

Radierung, handaquarelliert, 1987

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Alle Macht den – guten – Frauen

Radierung, handaquarelliert, 1993

Wir sind – fast – immer in den besten Jahren.

Radierung, handaquarelliert, 1993

Wenn es mir gut geht, will ich von der großen Welt nichts wissen.

Radierung, handaquarelliert, 1992

Das Inferno ist etwas anderes als die Familie. Ähnlichkeiten sind niemals beabsichtigt...

Radierung, handaquarelliert, 1985

Keine Angst vor Frauen haben

Radierung, handaquarelliert, 1993

Männer, die behaupten, sie seien die uneinge-
schränkten Herren im Haus...

Radierung, handaquarelliert, 1993

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Gnädige Frau geruhen freundlich zu sein.

Radierung, handaquarelliert, 1990

Alles ist erlaubt, solange man nicht erwischt wird.

Radierung, handaquarelliert, 1993

Wer nicht hören und nicht sehen will, der braucht auch nicht zu fühlen.

Original-Radierung 1976

Dao 1992

Handkolorierte Radierung

Die Legende von der Freiheit

Radierung

Der Schraubenhut des Generals

Radierung