Man reibt sich ein bisschen die Augen und fragt sich: Thomas Mann – erst jetzt? Aber nun kommt er, der Erstling des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann: Der kleine Herr Friedemann enthält sechs Novellen, sie zeigen schon viel von Manns Erzählkunst und thematischen Vorlieben: den Gegensatz von Künstler und Bürger, die Lebensuntüchtigkeit der Hauptfiguren, körperliche Gebrechen als Ausdruck seelischer Nöte und ein unterdrücktes, unglückliches Sexualleben.
Und ebenbürtig tragisch stellt sich nun die Geschichte dieser originalgrafisch illustrierten Ausgabe dar: Siegfried Kaden, Beuys-Schüler, „Junger Wilder“ und auf der Flucht vor der Münchner Schickeria seit 1995 im kubanischen Exil, ist kurz nach Fertigstellung der Grafiken und Illustrationen im November 2021 im Alter von 76 Jahren gestorben. Die Bücher und auch die Grafik der Vorzugsausgabe sind deswegen unsigniert.