Günter Zint

Günter Zint, 1941 in Fulda geboren, begann seine Laufbahn als Fotograf 1959 mit einem Volontariat bei der Deutschen Presse-Agentur (DPA) in Frankfurt am Main, wo er zum Bildjournalisten und Redakteur ausgebildet wurde. Anschließend arbeitete er als Reporter für Quick und twen, von 1967 bis 1971 für das Magazin "Der Spiegel", anschließend als freier Pressefotograf. Er wurde bekannt durch seine Fotos im Hamburger Star-Club. Ende der 1960er gründete er die St.-Pauli-Nachrichten, ursprünglich eine linke Boulevardzeitung. Später wirkte er in der Anti-Atomkraft-Bewegung mit und arbeitete mit dem Journalisten Günter Wallraff zusammen, schon seit 1964 trägt er mit seinen Fotos zu Wallraffs Undercover-Reportagen bei. Seit 2011 lebt er mit dem „Panfoto“-Archiv, das über 6 Millionen Fotos von 15 Fotografen enthält, in Behrste im Landkreis Stade.

Seine Bilder kennen Sie und ich schon lange, aber wie das so ist mit dem allzu Bekannten: Man hinterfragt es nicht mehr. Weder bei dem Bild von den Kreuzaufrichtern im Wasserwerferregen 1968 in Berlin noch bei dem mit der kleinen Demonstrantin vor den großen Polizisten 1979 in Gorleben habe ich mich gefragt: Wer hat das Bild denn eigentlich gemacht?

Und so bin ich eher zufällig auf den Fotografen Günter Zint gestoßen, über einen Auktionskatalog, in dem Originalfotos von Jimi Hendrix angeboten wurden, die mich interessierten. Die Anekdote um die Entstehung dieser Fotos ist typisch für das ganze Werk des "teilnehmenden Beobachters" Günter Zint:

Jimi Hendrix besuchte in den 60er Jahren Hamburg für zwei Auftritte im STAR-CLUB und zur Vorstellung seiner Single "Hey Joe". Er wohnte im Motel Lincolnstraße auf St. Pauli, wurde aber von der Hotelleitung rausgeschmissen, weil er zu laut Musik hörte. Er kam dann bei Günter Zint unter, um dort Musik zu hören, aber auch der bekam Ärger mit seinen Nachbarn…

Zint wurde 1941 im 'schwarzen' hessischen Fulda geboren, wo er auch aufwuchs. So wollte denn sein Vater auch, dass der Sohn, eines von 7 Kindern, Pfarrer werde. Zint riss aus nach Frankfurt/Main, wo er 1959 ein Volontariat bei dpa begann und zum Bildjournalisten und Redakteur ausgebildet wurde.

Im Rahmen seiner Ausbildung arbeitete Günter Zint 1960 im Münchener dpa-Büro. Am 17.12.1960 stürzte ein Flugzeug in die Münchener Innenstadt auf eine vollbesetzte Straßenbahn. Er machte Fotos von dem Unglück und lieferte sie in der Agentur ab. Der Büroleiter schickte ihn aber gleich wieder los, um die Opfer und deren Angehörige im Krankenhaus zu fotografieren. Als Günter Zint in der Klinik auf die verzweifelten und weinenden Angehörigen stieß, brachte er das nicht fertig und kam ohne Fotos in die Redaktion zurück. Er wurde daraufhin für 10 Tage in Sonderurlaub geschickt, damit er darüber nachdenke, ob der Beruf wirklich das Richtige für ihn sei.

Anschließend arbeitete Zint für "Quick" und "Twen", lebte von 1963 – 66 in England und Schweden und arbeitete ab 1966, nun in Hamburg, für den "Spiegel", für den er mehrere Titelgeschichten fotografierte. Als sich nach einer Demonstration in Berlin der Verfassungsschutz für den an Konflikten beteiligten Zint interessierte, stellte der "Spiegel" die Zusammenarbeit ein – und druckte pikanterweise danach ein Titelbild, auf dem ein Demonstrant von Polizisten zusammengetreten wird, nicht wissend, dass der abgebildete Demonstrant Zint war.

Zint arbeitete nun als freier Pressefotograf, begleitete die Beatles bei ihrer Deutschland-Tournee 1966, dokumentierte die Auftritte von Rolling Stones, Frank Zappa, Eric Burdon, The Who und und und im Star Club und realisierte 1968 die damals weit verbreitete Phantasie einer "linken Bildzeitung" – mit der Gründung der St. Pauli Nachrichten. Was als Stadtteilzeitung geplant war und von Journalisten wie dem späteren "Spiegel"-Chefredakteur Stefan Aust, dem heutigen Zyniker Hendrik M. Broder und Günter Wallraff geschrieben wurde, wird heute nur noch als Sex-Postille erinnert. Dabei kam die Zeitung ganz un-schuldig zu diesem Image: Die Leser wollten Heiratsannoncen, daraus wurde eine durch den Ruf des Stadtteils bundesweit beachtete bebilderte Kontaktbörse, und die Auflage stieg gewaltig an, bis auf 1,2 Mio. Exemplare! Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften selbst gab bei einer der häufigen Beanstandungen der Wochenzeitung den Tipp, als nicht zensierbare Tageszeitung zu erscheinen. Zint, der nach einer Intervention des um den Erfolg seiner BILD-Zeitung bangenden Springerkonzerns aus dem Pressegrosso geflogen war, nahm zum Stemmen des Erfolges einen Partner an Bord, dem er nach 3 Jahren, als dieser nur noch auf Sex statt politischen Journalismus setzte, seine Anteile verkaufte.

In den 70er und frühen 80er Jahren ist Zint Augenzeuge vieler Aktionen der Jugend- und Protestbewegungen. Unter den Fotos steinewerfender Atomkraftgegner, aufmarschierender Polizisten, martialisch erscheinender Panzerwagen und Wasserwerfer am "Zaun" in Brokdorf oder Wackersdorf finden sich stets auch solche, die Zwischentöne herausarbeiten.

Sein Freund Günter Wallraff, mit dem er seit Jahrzehnten zusammenarbeitet und dessen Bücher "Der Aufmacher" (1977) und "Ganz unten" (1985) mit Fotografien von Günter Zint illustriert sind, betont, dass Zint "trotz seiner Professionalität und seines fotografischen Könnens nicht nur Augenzeuge der Vorgänge, sondern meist auch Betroffener" ist.

Hamburg-St.Pauli verdankt ihm sein Stadtteilmuseum, das 1991 Eröffnung feierte, nachdem er schon 1982 das St. Pauli Archiv gegründet hatte. Heute wird das St. Pauli-Museum von einer seiner 4 Töchter (und einen Sohn gibt es) geleitet. Die Philipp Reemtsma Stiftung unterstützt die Digitalisierung seiner über 3 Mio. Fotos. Der betrof-fene Beobachter ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen: Der NDR drehte einen Film über ihn und den schon lange pensionierten Kriminalbeamten, der auf ihn angesetzt war, um ihn als Demonstranten statt als Berichterstatter zu entlarven – der Entzug des Presseausweises war das Ziel. Denn Zints Bilder, das sagte er selbst in einem Interview, sind sehr viel gefährlichere Waffen für einen bei großen Konflikten ins Autoritäre driftenden Staat als die Revolver selbsternannter Volksbefreier.

2007 zeigte das Oldenburger Landesmuseum die Ausstellung: "Günter Zint – Die wilden 60er Jahre – Jugend und Aufbruch", auch seine Heimatstadt Fulda würdigt mittlerweile ihren großen Sohn, u.a. 2007 mit einer Werkschau im Vonderau Museum, und das Bonner "Haus der Geschichte" stellte 2007/2008 ein ganzes Jahr lang Zints Fotografien in seiner U-Bahn-Galerie aus.

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Günter Zint – Fischmarkt Hamburg

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Die Band

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Seifenblasen

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Raucherpause

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Vor der Bierbar

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Feier

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Beim Friseur

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Punks

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Junge an der Berliner Mauer II

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An der Elbe

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Im Gespräch

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Akt vor Schrott

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TamTam-Bar

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Günter Zint - The Rolling Stones 1965 in Hamburg1

Orig.-Fotoprint

Günter Zint - The Rolling Stones 1965 in Hamburg 2

Orig.-Fotoprint

Berlin 1968

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Lüchow-Dannenberg 1979

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Rolling Stones – Pressekonferenz in St. Pauli 1

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Rolling Stones – Pressekonferenz in St. Pauli 2

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Ähnlichkeiten I

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Ähnlichkeiten II

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Das dritte Auge

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Faule Weiber

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Frohe Arbeiter

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Hans Albers

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Fischmarkt

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Im Nest

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St. Pauli Party 2

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Taxis in St. Pauli

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Gorleben

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Strauß und Walraff

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Stricken

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