Madeleine Heublein
Madeleine Heublein wurde 1963 in Leipzig geboren. 1983 schloss sie die Fachausbildung zur medizinisch-technischen Assistentin ab und war bis 1990 in verschiedenen Berufen tätig; u.a. wirkte sie von 1984 bis 1987 in der künstlerischen Druckwerkstatt in Leipzig mit. Das gab den Anstoß zu einem Studium an der Abendakademie der dortigen Hochschule für Grafik und Buchkunst. Seit 1992 arbeitet Madeleine Heublein als freischaffende Künstlerin in Leipzig.
Es ist vielleicht kein Zufall, dass der Titel der einen halben Saal füllenden Rauminstallation von Madeleine Heublein, die seit 2020 im Besitz des Leipziger Museum der bildenden Künste ist, „Genius loci“ heißt. Denn hier in Leipzig, wo sie 1963 geboren wurde, hat sich ihr nach beruflichen Umwegen ihre Berufung zur Künstlerin offenbart, hier gilt die Prophetin seither etwas, im Galerie-Restaurant Leipziger Hof wurde gar eine Zeit lang ein Menü mit 'Rehrücken Madeleine' (mit gefüllten Artischockenherzen und Kartoffelplätzchen) und zum Nachtisch das 'Parfait Heublein' („eine Überraschung des Hauses“) serviert. Vom Verlag Faber & Faber bis zum Leipziger Bibliophilenabend.
Kein dort ansässiger Buchkunstverlag mochte noch ohne originalgrafische Illustrationen von Heublein auskommen.
Als Hidden Champions (englisch u.a. für heimliche Gewinner oder unbekannte Weltmarktführer) werden relativ unbekannte größere Unternehmen bezeichnet, die in ihrer Branche Marktführer sind. Den Begriff prägte 1990 der Wirtschaftswissenschaftler Hermann Simon, der selbst auf einem Bauernhof in der Eifel aufwuchs. Kennzeichnend ist u.a., „dass sie in der Öffentlichkeit kaum bekannt, da meist inhabergeführt und nicht börsennotiert sind“. Das passt.
Eine Marktführerschaft kann die Künstlerin, die auch eine hervorragende Malerin ist, nach meinem Dafürhalten in der Weiterentwicklung des Tiefdrucks beanspruchen. Mit unbändiger Experimentierlust lotet sie alle Möglichkeiten aus, die Tiefdruck und Radierung bieten: Natürlich radiert sie Landschaft auch direkt in der Natur in die Platte, beherrscht die Aussprengtechnik (die durch die Arbeiten Max Uhligs populär geworden ist) und liebt die Unmittelbarkeit der Kaltnadelradierung. Ohne Sie jetzt lange mit im Trockenkurs schwer vorstellbaren Technikdetails langweilen zu wollen: Welche sonst nicht möglichen Bildwirkungen sie durch kombinierten Hoch- und Tiefdruck von einer Platte und Monotypien mit selbstkonstruierten Werkzeugen von der Kupferplatte erzielt, ist sensationell. Und leider weder hier auf Papier noch im Internet wirklich abbildbar.
Heubleins Arbeiten umfassen thematisch ein weites Spektrum, aber oft geht es ihr um die menschliche Figur an sich. Möglichst reduziert auf wenige Striche, versucht sie, das für eine Figur Unverzichtbare sichtbar zu machen. Oder es gibt die Assoziation von Bandagen, aus denen sich aber die ursprünglich umwickelte Figur verflüchtigt zu haben scheint. Metapher für das Verhältnis von Menschen untereinander sind leere Stühle, ganz einzeln stehend, ordentlich versammelt oder auf Haufen geworfen. Die Kunsthistorikerin Ina Gille schreibt: „Madeleine Heublein hat ein sehr eigenwilliges und streitbares Werk vorzuweisen. Ihr Thema, denke ich, ist der Körper im weitesten Sinn. Es geht um sein Außen und Innen, um das, was in ihm und mit ihm ausgetragen wird, ein fast unverschämtes Werk, das sich keine moralischen Rechthabereien erlaubt.“
Bei „unverschämt“ denke ich an „ohne Scham“, und viele von Ihnen haben ja letztes Jahr das „Po-Buch“, den Leipziger Liebhaberdruck aus dem Verlag Faber & Faber erworben, für den Madeleine Heublein die Originalradierungen geschaffen hat. Was manchem vielleicht erst einmal wie eine leicht frivole Gesäßkunstgeschichte anmuten wollte, ging, wie bei Heublein sehr oft, auf eine literarische Vorlage zurück: In dem 1986 in Frankreich erstveröffentlichten Roman „Der Pelz meiner Tante Rachel“ des in Paris geborenen jüdisch-amerikanischen Autors Raymond Federman finden sich folgende Zeilen, die den Herausgeber inspiriert hatten: „Wenn man an die Millionen und Abermillionen von Menschen denkt, die vor der Mona Lisa von da Vinci geträumt haben, so kann man sich ihr Lächeln vorstellen, wenn Leonardo ihren Po und nicht ihr Gesicht gemalt hätte…“ In unserer Ausstellung sieht man erstmals weitere Studien zum Thema.
Madeleine Heublein schloss 1983 eine Fachausbildung zur medizinisch-technischen Assistentin ab. Von 1984 bis 1990 war sie in verschiedenen Berufen tätig: So wirkte sie beispielsweise von 1984 bis 1987 in der künstlerischen Druckwerkstatt in Leipzig. Das gab den Anstoß zu einem Studium an der Abendakademie der dortigen Hochschule für Grafik und Buchkunst. Seit 1992 arbeitet sie als freischaffende Künstlerin. Sie sucht immer weiter den intensiven Austausch mit anderen Künstlern mit Werkschwerpunkt Druckgrafik und entsprechenden Werkstätten und war schon mehrfach als Stipendiatin wie auch auf eigene Rechnung in der berühmten Druckwerkstatt „ Atelier de Gravure“ in Paris tätig. Wundern Sie sich nicht, dass die meisten Radierungen von Madeleine Heublein mit e.a. (èpreuve d’artiste) bezeichnete Künstlerexemplare sind – es gibt in der Regel nur diese Drucke, keine Auflagen.
Es ist eine Freude, der begeisterungsfähigen Künstlerin persönlich zu begegnen, und obwohl sie sich nach einem schweren Fahrradunfall (der Helm hat Schlimmeres verhütet, bitte tragen Sie beim Radfahren auch immer einen Helm, selbst auf ganz kurzen Strecken!!!) erst wieder ans normale Laufen heranarbeitet, kommt sie zu unserer Vernissage nach Frankfurt!
Künstlervorzugsausgabe | Madeleine Heublein – Goldsucher Künstlervorzugsausgabe | Orig.-Kaltnadelradierung | Orig.-Kaltnadelradierung | Monotopie, Unikat 2020 | Orig.-Kaltnadelradierung 2013 | |||||
Orig.-Kaltnadelradierung 2013 | Orig.-Farbradierung 2013 | Orig.-Farbradierung | Orig.-Kaltnadelradierung/ Hochdruck 2008 | Orig.-Kaltnadelradierung/ Hochdruck 2008 | Orig.-Kaltnadelradierung/ Hochdruck 2008 | |||||
Orig.-Farbradierung 2007 | Orig.-Kaltnadelradierung 2011 | Orig.-Kaltnadelradierung 2014 | Orig.-Kaltnadelradierung 2016 | Orig.-Lithografie auf Aquarell 2019 | Orig.-Lithografie 2019 | |||||
Brüder Grimm – Die alte Bettlerin Orig.-Kaltnadelradierung/ Reservage 2005 | Brüder Grimm – Das eigensinnige Kind Orig.-Kaltnadelradierung/ Reservage 2005 | Brüder Grimm – Himmel, Hochzeit Orig.-Kaltnadelradierung/ Reservage 2005 | Orig.-Kaltnadelradierung 2003 | Orig.-Kaltnadelradierung 2003 | Orig.-Kaltnadelradierung 2003 | |||||
Orig.-Serigrafie 2017 | Orig.-Serigrafie 2017 | Monotopie, Unikat 2020 | Orig.-Kaltnadelradierung | Orig.-Kaltnadelradierung | Orig.-Kaltnadelradierung | |||||
Émile Zola/Madeleine Heublein – Die Muscheln von Monsieur Chabre Weiße Reihe No. 2 Vorzugsausgabe | Madeleine Heublein – Nocturne 2 Orig.-Radierung |