Bleiläuse

An sich ist die Bleilaus ein Tier, das alle Schriftsetzer einer Druckerei kannten, nicht aber journalistische oder handwerkliche Neulinge der Branche. Deren Humorhorizont wurde getestet, wenn sie mit den Augen immer dichter ans Satzschiffchen heranrückten, um die Winzlinge endlich zu sehen zu bekommen – und ihnen dann plötzlich Wasser ins Gesicht spritzte.

Vor gut 22 Jahren gründete sich in Leipzig ein Verein mit diesem gezieferischen Namenspatron, der unter künstlerischer Leitung das Ziel einer buchästhetischen Erziehung für Kinder verfolgt – welch grandiose Idee! Bücher fallen eben nicht einfach aus dem niko-laus-ischen (sic!) Schlitten, sondern werden Buchstabe für Buchstabe gesetzt, die Geschichten selbst ersonnen und aufgeschrieben, Inhalt zählt mehr als Orthografie. Und natürlich gibt’s Bilder zu den Büchern, und wenn die schöne Geschichte nicht nur in einem, sondern in mehreren Exemplaren existieren soll, dann sind doch Holz- und Linolschnitt oder Siebdruck wunderbare Möglichkeiten, damit man nicht dauernd das Gleiche noch mal malen muss. Auch der Fünfte Druck der Gutenberg Presse 1998 gestalteten die Bleiläuse: Elf Kinder schufen eine neue Sicht auf die Erschaffung der Welt!