
Ausstellung:
Angela Hampel – Intensität und Sinnlichkeit
Malerei, Zeichnung, Druckgrafik
24. Mai. bis 19. Juli 2025
„Midissage“ statt Vernissage mit Angela Hampel am Samstag, den 14. Juni um 17.00 Uhr. Sie sind herzlich eingeladen!
Büchergilde Buchhandlung & Galerie Frankfurt/Main
Es ist die letzte Ausstellung, die wir hier in unseren 2007 bezogenen Räumen An der Staufenmauer in Frankfurt/Main zeigen, vor dem Umzug ins Goethe-Haus Ende Juli, und es war mir sehr wichtig, die Ära von 125 Ausstellungen an diesem Ort mit einem Paukenschlag zu beenden – ein solcher ist eine Ausstellung mit neuen Arbeiten von Angela Hampel, einer der bedeutendsten deutschen Malerinnen der Gegenwart, und den eindrucksvollen Skulpturen von Peter Braun allemal!
Ich kenne wenige Künstler/innen, die so leidenschaftlich um die Wahrheit in ihrem Leben wie in ihrer Kunst ringen wie Angela Hampel, die dazu auch noch über die absolut außergewöhnlichen zeichnerischen, malerischen und grafischen Fähigkeiten verfügt, um ihrem Ringen eine, wie ich glaube, zeitlos gültige Form zu geben.
Lesen Sie mehr über die Arbeit von Angela Hampel nach Klick auf den Link unten.
Da sich durch die vielen Brückentags-Wochenenden und die späten Pfingstfeiertage kein plausibler Termin für eine Vernissage finden ließ, haben wir uns mit Angela Hampel und Peter Braun darauf verständigt, am Samstag, den 14. Juni, etwa zur Mitte der Ausstellung, eine „Midissage“ zu veranstalten, bei der Sie Gelegenheit haben, Künstlerin und Künstler persönlich zu treffen und Abschied zu nehmen von diesem Ort, an dem wir seit 2007 achtzehn Jahre lang wunderbare Begegnungen mit Ihnen, den Künstler/inne/n und großartiger Kunst genießen konnten!

Ausstellung:
Peter Braun – Wie viel Erde braucht der Mensch? Bronzen
24. Mai bis 19. Juli 2025
Mo – Fr 10.00 – 19.00 Uhr, Sa 10.00 – 17.00 Uhr.
"Midissage" mit Peter Baun und Angela Hampel am Samstag, 14. Juni 2025 um 17.00 Uhr.
Sie sind herzlich eingeladen!
Ist Ihnen der Inhalt von Leo Tolstois 1885 gleich mit dieser Frage betiteltem Roman noch geläufig? Der Bauer Pachum kauft ein Stück Land, wird Grundbesitzer – und das führt schnell zum Streit über die Grundstücksgrenzen. Er zieht weiter, kauft ein größeres Grundstück – und neidet den noch größeren Bauern deren Besitz. Der Streit darum treibt ihn weiter in wenig besiedelte Gegenden, wo die freundlichen Steppenbewohner ihm erlauben, so viel Land zu kaufen, wie er von Sonnenaufgang bis -untergang zu Fuß umrunden könne. Man kann es sich denken: In seiner Gier, schnell zu laufen, um möglichst viel Land zu ergattern, übernimmt er sich und fällt tot um. Sein Knecht begräbt ihn auf einem Stück Land, das genauso groß ist wie sein Körperumfang.
Die Skulpturen des in der Nähe von Marburg lebenden Bildhauers Peter Braun umkreisen seit etlichen Jahren genau dieses Thema. Seine bronzenen Erdbälle weisen Risse, Dellen und Einkerbungen auf, die quasi exemplarisch auf diesen Hohlkörpern lebenden Menschen hetzen mit goldenen Koffern voran oder aber versuchen, trotz der Klüfte, die sich zwischen ihnen auftun, Verbindung zu halten. In seiner neuesten Plastik sind es keine Menschen mehr, sondern nur noch zwei verloren wirkende Eisbären, die ratlos ins Weltall schauen...
Für diese engagierten Arbeiten wurde dem Künstler im November 2024 der PRIX SCULPTURE 2024 der Académie des Arts Paris/Gournay verliehen.

Tomi Ungerers „America“
Gut Ding braucht Weile, Bestellung vielleicht Eile...
Als Tomi Ungerer Mitte der 1950er Jahre aus dem Elsass nach New York ging, um dort als Werbegrafiker und Illustrator zu arbeiten, eröffnete sich ihm eine neue, ihm verrückt erscheinende Welt, die der Künstler zeichnerisch, malerisch und collagierend in der ihm eigenen süffisanten Art festhielt. Ein Schatz von mehreren hundert Zeichnungen, die teilweise noch nie publiziert wurden.
Diese Bilder will der Diogenes Verlag schon seit Jahren als wuchtigen Bildband (400 Seiten, 36,5 x 28 cm!) mit Vorzugsausgabe herausbringen, auch wir haben dieses Vorhaben bereits 2021 annonciert, dann kam das Buch aber doch nicht, und zur Begründung wurde von „Lizenzschwierigkeiten“ geraunt.
Nun gibt es eine neue Ankündigung für Ende September dieses Jahres – und obwohl die Auflage der Vorzugsausgabe mit einer noch von Ungerer signierten Orig.-Farbserigrafie 300 Exemplare beträgt, 500 Euro kostet und das Erscheinen des Buches auch noch mal verschoben werden könnte, kann es bei Interesse nicht schaden, jetzt schon das Buch bei uns zu bestellen, denn Tomi Ungerer ist Kult!

Bernhard Jäger
zum 90. Geburtstag
Am 17. Juni 1935 kam Bernhard Jäger in München zur Welt, und ein bisschen durch Zufall (genauer verrät er es nicht) war Karl Valentin sein Taufpate. Nach einem Biologiestudium studierte Jäger von 1957–1961 zusammen mit Thomas Bayrle an der Werkkunstschule Offenbach. Die beiden gründeten die Gulliver-Presse, in der z.B. 1965 mit „Hosi-Anna!“ eines der ersten Bücher von Ernst Jandl erschien, illustriert mit Orig.-Lithografien von Bayrle und Jäger (ach, wenn man’s hätte, es wurde 2021 bei Ketterer für gut 8000 EUR versteigert…). 1964 waren die beiden Künstler Teilnehmer an der documenta III. Sie illustrierten als Duo auch zahlreiche originalgrafische Bücher für andere Verlage. Jäger leitete zudem von 1984–2000 die Abendschule der Kunsthochschule Städel in Frankfurt.
Bernhard Jäger ist Maler, Zeichner, Grafiker und Plastiker, aber seine künstlerische Arbeit ist auch nach dem Ende der Gulliver-Presse noch immer mit dem Buch verbunden. Für die Büchergilde illustrierte er Münchhausens Lügenbaron – das Buch wurde von der Stiftung Buchkunst ausgezeichnet –, und gestaltete 2007 dreißig Buchumschläge zu Jorge Luis Borges’ „Die Bibliothek von Babel“. Für den Büchergilde artclub schuf er den 18. Gutenberg-Pressendruck „Bleispiele“. Originalgrafische Bücher von Jäger erschienen u.a. in der Quetsche und in der Eremiten Presse. Bernhard Jäger ist einer der bedeutendsten deutschen Künstler, er lebt und arbeitet (ja, was denn sonst!) in Frankfurt/Main.

Ursula Strozynski druckt in der
Chine-collé-Technik. In der bitte was?
Das passiert mir nicht gerade oft, dass ich vor einer mir unbekannten grafischen Technik stehe. Aber bei einem Besuch im Atelier von Ursula Strozynski in Berlin eröffnete sie mir, die farbigen Flächen ihrer neuesten Kaltnadelradierungen habe sie in der Chine-collé-Technik gedruckt. Das musste ich mir erst mal erklären lassen. Am Beispiel der hier abgebildeten Radierung „Liegestuhl“ lässt sich der Vorgang gut darstellen:
Vor dem Druck der fertigen Radierplatte schneidet die Künstlerin die Form des Liegestuhl-Bezugs aus einem hauchdünnen China- oder Japanbütten aus, das sie dann aquarelliert. Die Rückseite dieses Papierstücks wird mit Leim bestrichen, das Ganze dann mit der Leimschicht nach oben auf die Druckplatte ganz exakt an die Stelle platziert, von der der Liegestuhl gedruckt werden soll. Durch den Druckprozess wird das aquarellierte Papierstück mit dem Bütten verbunden und gleichzeitig bedruckt.
Das Ergebnis, wenn es gut gelungen und das Papier nicht verrutscht ist: Der Stoff des Liegestuhls erscheint (hier) in einem lichten Blau, über dem aber die schwarzen konturierenden Linien der Radierung liegen. Hätte die Künstlerin die Fläche nachträglich aquarelliert, würde die Aquarellfarbe die radierten Linien überdecken und diese zumindest dämpfen. Zudem entsteht mit der Chine-collé-Technik („Chine“ steht für die Herkunft des feinen Papiers aus China, „collé“ bedeutet geklebt) ein Collageeffekt, der das Motiv plastischer wirken lässt. Druckkunst hat viel mit Perfektion zu tun…

Albert Kapr –
Der Typograf von Grieshabers „Totentanz“
Am 31. März dieses Jahres war sein 30. Todestag
Zugegeben, das ist rund und doch wieder nicht so richtig eines der gängigen Jubiläumsjahre, wir wollen es dennoch zum Anlass nehmen, an den großen Künstler und Typografen, der u.a. Grieshabers „Totentanz“ eindrucksvoll „beschriftet“ hat, zu erinnern, zumal wir über rare Original-Holzschnitte Kaprs aus der unmittelbaren Nachkriegszeit im Schwäbischen verfügen.
Am 20. Juli 1918 in Stuttgart geboren, war Kapr auch Schriftgestalter, Kalligraf, Typograf und Hochschullehrer. 1936 wurde er wegen „Beihilfe der Vorbereitung zum Hochverrat“ – er hatte in Stuttgart eine Statue mit den Worten „Hitler = Krieg“ beschriftet – zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Dennoch konnte er ab 1938 an der Akademie der bildenden Künste in Stuttgart studieren. 1948 wurde Kapr an die Hochschule für bildende Kunst (seit 1996 Bauhaus-Universität) Weimar berufen. Ab 1951 war er Professor für Schrift- und Buchgestaltung an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, als solcher bestimmte er die Entwicklung der Schrift- und Buchkunst der DDR maßgeblich mit. Für die Büchergilde schuf er u.a. den Zweiten Gutenberg Pressendruck. Kapr starb 1995 in Leipzig.

Nachtrag zu Katrin Stangls Ausstellung
In der soeben zu Ende gegangenen Ausstellung „Das Glück des Lesens“ wurden Orig.-Linolschnitte zum Thema „Lesen“ gezeigt, die die Künstlerin als Illustrationsvorlagen für das gleichnamige Buch, eine Anthologie zum Thema Lesen, geschaffen hat. Neben der Luxusausgabe zum Buch, mit einer Suite aller 15 Orig.-Linolschnitte, gab es noch eine „kleine“ Vorzugsausgabe mit der Orig.-Tusche-Zeichnung einer von einem Hund „bewachten“ Leserin. Dazu hat Katrin Stangl nun noch eine zweite Version geschaffen, jetzt mit dem in Tusche gezeichneten Motiv „Wintergarten“.
Und wer wissen will, wie Eberhard Plüm („…né en 1963 à Biberach…“) zu den Plüschtieren kam, kann das in Katrin Stangls schönem satirischen Bilderbuch "Faiseur d’animaux" nachlesen, freilich auf Französisch, aber die Texte sind so kurz, dass man sie sich von https://www.deepl.com/de/translator gut übersetzen lassen kann...

Auch andere Künstler/innen beschäftigen sich mit dem Thema „Lesen“
Weil das Interesse an diesem Sujet offensichtlich groß ist, haben wir jetzt hier eine Rubrik eingerichtet, in der Sie eine Zusammenstellung aller unserer Grafiken finden, die sich – durchaus im weitesten Sinne – mit dem Thema „Buch/Lesen“ beschäftigen. Unten mit dem Link erreichbar oder unter der Rubrik „Themen“ und dort unter „Thema: Lesen“

Grafiken zum Thema „Komponisten“
Ähnlich wie das Lesen wird auch die Musik zum Thema der Bildenden Kunst, hauptsächlich in der Form, dass die Schöpfer himmlischer Werke konterfeit werden, was eine Herausforderung darstellt, weil viele Komponisten (tatsächlich finden sich derzeit dort leider nur Männer) vor der Erfindung der Fotografie gelebt haben und es oft nur eine (oder ganz wenige) ikonografisch gewordene Porträtvorlage(n) von ihnen gibt.

Und schließlich Grafiken zu zeitgenössischen Musikern und Musikerinnen
Viele bildende Künstler lassen sich bei ihrer Arbeit von Musik inspirieren und drücken ihre Verbunden-heit zur Musik und mit den Musiker/inne/n durch entsprechende Motivwahl aus. Dabei entstehen geradezu grafische Hymnen wie in der wuchtigen Homage-Mappe von Frank Eißner zum Werk von Jimi Hendrix, siehe oben, aber auch sehr persönliche Portraits wie das von Siegfried Otto Hüttengrund von Tom Waits oder aber es wird einfach eine Stimmung eingefangen, die Musik auslöst wie Helge Leibergs Saxophonist.

Abschied von unserem Laden „An der Staufenmauer“
Als wir 2007 unseren Laden-Mietvertrag im Großen Hirschgraben, direkt gegenüber dem Goethe-Haus, nicht verlängert bekamen, boomte kurz vor der von der amerikanischen Lehman-Brothers-Bank ausgelösten Finanzkrise der Einzelhandel, es war kaum eine Ritze in der Frankfurter Innenstadt als Alternative zu mieten. So waren wir hochbeglückt, An der Staufenmauer doch noch ein passendes Domizil zu finden.
Wer Frankfurt nicht kennt: Wir residieren im Herzen der Innenstadt, nur 50 m von der Fußgängerzone Zeil entfernt – aber selbst viele Frankfurter kennen die Adresse nicht. Im eiligen Wiederaufbau des zerbombten Frankfurt wurde die im vormaligen Judenghetto befindliche Straße zu einer Sackgasse, Zufahrt durch die mittelalterliche Staufenmauer, aber dahinter endend. Nur eine unwirtliche Fußgängerpassage bietet Durchlass zur Innenstadt. Diese Lage ist in einer Zeit, in der Läden mit dem bequemen Interneteinkauf konkurrieren müssen, nicht mehr haltbar.
Als das Goethe-Haus bzw. dessen Träger, das Freie Deutsche Hochstift, Interesse daran zeigte, die Büchergilde als Mieter eines Ladenlokals im Goethe-Haus-Komplex zu gewinnen, fiel die Entscheidung zum Umzug an diesen sehr belebten Ort mit viel Laufkundschaft nicht schwer. Bis Ende Juli sind wir An der Staufenmauer 9, ab 1. August Am Salzhaus 1, das ist die Ecke zum Großen Hirschgraben.
Dieser Wechsel hat – im Interesse des Fortbestands und Gedeihens der Buchhandlung – einen Preis: Der Laden ist etwas kleiner und hat mehr Fenster, sprich: Es gibt keine anständigen Hängeflächen für unsere Ausstellungen mehr. Und auch für meine deckenhohen Grafikschränke und 10 m Bücherregal im jetzigen 80 qm-Lagerkeller ist am neuen Ort kein Platz mehr. Ich muss beides extern lagern, aber alles kann zur Ansicht in den Laden bestellt werden.
Der Frankfurter Grafikbrief erscheint ganz normal weiter, er wird einladen zu Ausstellungen, die sich möglicherweise an Örtlichkeiten im Umfeld realisieren lassen, oder als Werkeinführung neuer Künstler/innen bzw. Berichte von Atelier-besuchen, mit denen wir Sie wie hier am Beispiel von Ursula Strozynski über die Entwicklung „unserer“ Künstler/innen auf dem Laufenden halten.
Mit unserer letzten Ausstellung mit Angela Hampel und Peter Braun nehmen wir Abschied von diesem mit sehr viel Kunst-Energie aufgeladenen Ort und freuen uns sehr, wenn Sie zur „Midissage“ am Samstag, den 14. Juni um 17.00 Uhr mit den beiden Künstlern auf ein Glas Prosecco oder Riesling vorbeikommen.

Neu in den letzten 14 Tagen
Wir haben einen Service auf grafikbrief.de eingerichtet: Ein Link auf der Startseite „Neu in den letzten 14 Tagen“ verschafft Ihnen mit einem Klick eine Übersicht, bei welchen unserer ca. 250 Künstler/innen, Druckpressen, Verlage und Themen wir Neues eingestellt haben. Es lohnt dann oft, eine Sie interessierende Künstler/innen-Seite anzuklicken, denn auch wenn wir 10 neue Arbeiten eines Künstlers hier einpflegen, rücken wir höchstens 2 oder 3 dieser Arbeiten in die Rubrik „Neu in den letzten 14 Tagen“.