Derrière le Miroir

Derrière le Miroir war ein (meist) originalgrafisches Periodikum, das von 1946 bis 1982 von dem französischen Verlegerpaar Marguerite und Aimé Maeght in Paris herausgegeben wurde. Es erschienen insgesamt 201 Ausgaben, die durch Doppel- und Dreifachausgaben auf 253 Nummern kamen. Bestandteil der meisten Hefte war Originalgrafik, die überwiegend in der Druckerei des wohl berühmteste Steindruckers aller Zeiten,

des Parisers Fernand Mourlot (1895 – 1988), gedruckt wurde. Maeghts betrieben aber auch selbst eine Lithografie-Presse.

Aimé Maeght (1906 – 1981) war gelernter Lithograf, der mit Matisse und Pierre Bonnard befreundet war. Mit seiner Frau Marguerite (1909 – 1977) betrieb er ab 1932 in Cannes einen Laden, der sich allmählich in eine Galerie verwandelte. 1945 eröffneten sie in Paris die Galerie „Marguerite et Aimé Maeght“, die schnell zu einer der bedeutendsten Adressen für moderne Kunst wurde und Künstler wie Bonnard, Matisse, Braque, Miró, Chagall, Calder, Kandinsky, Giacometti, Tàpies und Chillida vertrat.

Hier gaben sie ab 1946 den Derrière le Miroir heraus. Intention dieser Publikation war, als Ausstellungskataloge der Galerie original-grafische Arbeiten so bedeutender Künstler wie Chagall, Miró, Braque und Giacometti dem breiten Publikum zugänglich zu machen, indem die Künstler eigens für die jeweilige Ausgabe Originalgrafik anfertigten. Diese Arbeiten sind daher auch in den Werkverzeichnissen der Künstler verzeichnet.

Daneben wurden auch Lithografien nach Vorlagen, z.B. großer Ölbildern bekannter Künstler, in den Heften gedruckt, die von Lithografen auf die Drucksteine übertragen und deren Druck von den Künstlern autorisiert wurde.

Die literarische Schirmherrschaft in Form von bis dato unveröffentlichten Texten übernahmen für jede Ausgabe berühmte Schriftsteller und Poeten wie Samuel Beckett, Paul Éluard, Jean-Paul Sartre, Jacques Prévert u.v.a., mit konkretem Bezug zum jeweiligen Künstler bzw. dessen Werk. Das Ehepaar Maeght schuf 1964 in Saint-Paul-de-Vence an der Côte d'Azur, wo Marc Chagall lebte, die Fondation Maeght, wo ein Teil seiner privaten Kunstsammlung bis heute der Öffentlichkeit zugänglich ist.

Die Hefte haben jeweils ein Format von 38 x 28 cm, bestehen aus lose ineinandergelegten Bögen, doppelblattgroße Lithografien haben also ein Format von 38 x 56 cm! Alle Texte sind in französischer Sprache. Die Höhe der Auflage der einzelnen Hefte ist nicht bekannt, sie reichte von ca. 2.000 (1952) bis zu 15.000 (1981) Exemplare. Von manchen Heften gab es eine zweite Auflage, diese ist in der Regel im Druckvermerk als „2. Edition“ gekennzeichnet.

Viele der parallel in einer Auflage von 150 nummerierten und meist vom Künstler im Druckvermerk signierten Exemplaren erschienenen Vorzugsausgaben sind heute praktisch unbezahlbar, auch bei den unsignierten „Normalausgaben“ werden einzelne Hefte im vier- bis fünfstelligen Euro-Bereich gehandelt, wenn sie aus frühen, noch geringen Auflagen stammen oder besonders attraktive Originalgrafiken enthalten.

Wolfgang Grätz

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