Kollektiv Tod

Lesen Sie mehr über die Arbeit der beiden jungen Künstler hier unten im Text zur Ausstellung des Verlag Kollektiv Tod "Glücksverheißungen für kleine Leute" in der Büchergilde Buchhandlung & Galerie, Frankfurt/Main 2015

Wenn man durch Paris oder Barcelona streift, kann man schon mal auf gigantisch große Original-Holzschnitte an Mauern und Wänden treffen, auf denen sich mehr oder weniger vergnügte Gerippe tollen. Ganz offiziell entstehen diese Kunstpräsentationen nicht immer, dafür haben sie aber ein ausgesprochen großes Publikum. Frédéric Guille und off, zwei junge, in Berlin lebende Künstler, haben mit dem Einsatz großformatiger Original-Holzschnitte der street-art eine neue Dimension hinzugefügt.

In Witz und Kunstfertigkeit stehen die beiden dem berühmten Bansky kaum nach. Zusätzlich aber erweitern sie das Spektrum des Holzschnittes im HAP Grieshaberschen Sinn, demzufolge die spezifische Ästhetik dieser ältesten grafischen Technik Einzug in den Alltag der Menschen halten und allen zugänglich sein soll. Grieshaber hat das noch über hohe Auflagen zu niedrigen Preisen angestrebt, der Verlag Kollektiv Tod, wie Guille und off ihre künstlerische Zweierkiste in Ironisierung klingender Berliner Start-up-Labels nennen, plakatiert Original-Holzschnitte öffentlich zur kostenlosen Betrachtung.

Gleichzeitig bietet das Vorhandensein eines Druckstocks natürlich die Möglichkeit, das müde Gerippe, das an einer Pariser Hauswand klebend wie ein Obdachloser auf der Straße zu schlafen scheint, mit gleicher Wirkung neben eine Parkbank in Barcelona zu heften. Das gleiche Bild für das gleiche Schicksal am anderen Ort: Das ist pure Plausibilität von druckgrafischer Technik!

Nachteil der street-art ist, dass die Schöpfer/innen meist anonym bleiben und ihre Werke nicht „monetarisieren“ können, wie neuerdings das Streben nach klingender Münze verklausuliert wird. Das - also das Anonymbleiben - scheint aber durchaus auch Intention der beiden Künstler zu sein, die aus ihren Personalien offenbar keine Kunst-markt-Marke generieren wollen. Off ist ja für den weiblichen Teil des Duos ein Pseudonym, das sich kaum weiter verknappen lässt.

Ihr Auftreten als Verlag Kollektiv Tod ist aber durchaus keine Attitüde – der Totentanz eines ihrer zentralen Themen, und 21 Bücher der beiden sind allein auf ihrer Website zu sehen, vom gemalten Unikatbuch von off über noch wachsende Bücher, denen laufend weitere Seiten hinzugefügt werden, bis zu Dokumenten ihrer street-art-Aktionen, in denen Teile der geklebten Groß-Holzschnitte in Details von Büchern weiterleben. Den Verlag haben Frédéric Guille (*1979 in Straßburg) und off (*1977 in Bassum/Niedersachsen) 2007 in Berlin gegründet.

Das eindeutig eindrucksvollste Buch der beiden ist soeben als Erster Künstlerdruck der Gutenberg Presse des Büchergilde artclub erschienen: Ein eindrücklicher Bilder-zyklus um die Frage, was Glück ist. Dazu haben sich die beiden die von halbseidenen Illustrierten bis hin zu öffentlich-rechtlichen Rundfunksendern paparazzierende „Promi“-Lebensstil-Verherrlichung vorgenommen: Illustrierten-Fotos vom vermeintlich paradiesischen, weil luxuriösen Leben aus „Funk und Fernsehen bekannter“ Kunden der plastischen Chirurgie haben sie sich zunächst abzeichnerisch angeeignet, um sie dann in 14 vielfarbige großformatige (35 x 50 cm) Holzschnitte zu transformieren, die fett gedruckt sind: „Um diesem Überfluss gerecht zu werden, wurde an der Farbe nicht gespart.“ Don’t piss on the parade ist der beziehungsreiche Titel. Das Buch selbst ist trotz der Größe als Broschur gebunden, um dem Illustriertencharakter der Kolportage beizubehalten. Halt gibt dem Werk eine stabile Schmuckkassette, deren Titel jeweils mit einem Farbunikat bezogen ist.
Es lohnt ein Besuch auf der Seite des Verlag Kollektiv Tod, denn dort sind ihre Straßenaktionen von Mexiko bis Oberhausen unter dem Menüpunkt „draußen“ fotografisch dokumentiert, eine Dimension, die wir leider nicht ausstellen können.

kollektivtod-verlag.de/

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Kollektiv Tod - Don't Piss On The Parade

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