Rainer Ehrt

Rainer Ehrt wurde 1960 in Elbingerode geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend im Harz. Nach dem Abitur und dem Armeedienst studierte er zunächst Industriedesign an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Dem darauf folgenden Fachrichtungswechsel zur bildenden Kunst ging ein selbst gewähltes Praktikumsjahr als Druckereiarbeiter in Halle/Saale und Leipzig voraus, in dem er sich die handwerklichen Grundlagen für seine spätere Tätigkeit aneignete. Es folgte von 1983 bis 1988 ein Studium der Gebrauchsgrafik und Illustration an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle (Saale), das er mit dem Diplom abschloss. Seine besondere Neigung gilt der satirisch-kritischen Grafik, Buchkunst und Illustration. Rainer Ehrt lebt und arbeitet in Kleinmachnow bei Berlin.

Rainer Ehrt – Preußen und andere Exoten

Als ich im Februar 2022 Rainer Ehrts Atelier in Kleinmachnow südlich von Berlin betrete, arbeitet er an der Staffelei an einem Portrait von – Angela Merkel. Ich staune, und frage nach. „Das wird das offizielle Porträt für das Kanzleramt. Hat sie sich gewünscht. Ist eine Sensation: Unbekannter ostdeutscher Künstler bekommt den begehrtesten Porträt-Auftrag!"...


Ich schaue auf die tief heruntergezogenen Mundwinkel der Porträtierten, und vor allem auf die beiden Figuren, die im Hintergrund die Kanzlerin flankieren: Konrad Adenauer und Walter Ulbricht. Als ich zweifelnd auf den Künstler schaue, schüttelt der sich vor Lachen. Nein, die Sensation findet nicht statt, er arbeitet in eige-nem Auftrag. „Konrad Adenauer hat sie als eines ihrer Vorbilder bezeichnet, und Walter Ulbrichts DDR hat ihre Jugend geprägt“. Mit künstlerischen Mitteln macht Ehrt Dimensionen der Persönlichkeit von Merkel sichtbar, die in Worte schwer zu fassen wären.

Seine große Porträtbegabung, die Neigung zu satirisch-kritischen Bearbeitungen historischer und gegenwärtiger Themen sowie die Lust an der Darstellung des prallen Lebens zeichnen einen Künstler aus, dem als einem 1960 in Elbingerode/Harz geborenen Arbeiterkind das spätere Studium an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle/Saale nicht in die Wiege gelegt war.

Schon früh entwickelte Ehrt Interesse an kritischer wie satirischer Kunst, an Illustration und Druckgrafik: „In meiner Jugend beschäftigten mich die Bilder Dürers und Goyas, Daumiers und Hogarths, der Käthe Kollwitz und des Alfred Kubin, von George Grosz, Max Beckmann und Otto Dix. Anstelle der westlichen Moderne haben der politisierte Bildwitz von John Heartfield, die Illustrationen Werner Klemkes und die Karikaturen des Simplicissimus Spuren bei mir hinterlassen, ebenso wie die wilden, melancholischen oder grotesken Figurenszenen von A. Paul Weber und Alfred Hrdlicka, Bernhard Heisig und Michael Mathias Prechtl.“ Eine Nomenklatura, in der sicher nicht nur ich mich ebenfalls heimisch fühle.

1982 nahm Ehrt ein Designstudium an der Burg Giebichenstein auf, das er nach zwei Semestern abbrach, um seine druckhandwerklichen Fähigkeiten in Druckerei-Praktika u.a. in Leipzig zu vervollständigen. Von 1983 bis 1988 studierte er dann Illustration, Typografie und Zeichnen, wieder an der Burg in Halle. Sein etwas älterer Künstlerkollege Matthias Görnandt schreibt den Künstlern in der DDR, deren einer Ehrt ja nun war, eine Stellvertreterposition zu, indem sie für einen verbotenen und nicht stattfindenden öffentlichen politischen Diskurs mit ihrer Kunst einsprangen. Diesen Anspruch hat Rainer Ehrt nicht mit der DDR begraben, sondern in sein Künstlerleben in Gesamtdeutschland eingebracht, Gott sei Dank!

Auffällig ist zum Beispiel seine intensive Auseinandersetzung mit Preußen und seinen Protagonisten, eines seiner zahllosen Bücher trägt den Titel „Preußischer Bilderbogen“. Görnandt spricht von Ehrts „preußischer Heimat“, aber Elbingerode liegt doch eher am äußersten Rand von Preußen, auf der Grenze zum Hannoverschen? „Ich war als 12-Jähriger in Potsdam und sah Sanssouci, das war mein Versailles, meine große Welt. Seitdem bin ich mit Preußen beschäftigt, und ich bin damit noch lange nicht fertig.“ Eine Hassliebe, aber eben auch 50 Prozent Liebe... Die führt ihn zu bezaubernden Bildlösungen: Eine Freundin von Rolf Hochhuth bestellte bei Ehrt zum Geburtstag des Schriftstellers ein Bild: Ehrt lässt Hochhuth und Fontane mit einem Glas Champagner anstoßen. Übrigens schuf Ehrt auch die „offizielle“ Geburtstagsgrafik zum 70. von Günther Grass – eines der nur 5 Exemplare ist in unserer Ausstellung zu sehen.

Die oben erwähnte, vielleicht ein bisschen kokette Selbsteinstufung als „unbekannter ostdeutscher Künstler“ muss ich konterkarieren: Ehrts Zeichnungen drucken die Süddeutsche Zeitung, die Frankfurter Allgemeine, Die Zeit, Eulenspiegel, Cicero, das ManagerMagazin und andere. Seine internationalen Preisauszeichnungen sind Legion: 1997 Helen-Abbott-Förderpreis für Bildende Kunst; 1998 Best Political Cartoon New Statesman Cartoon Compe-tition, London; 2004 Best of Illustration 3x3 magazine, New York; 2007 Brandenburgischer Kunstpreis; 2008 Grand Prix World Press Cartoon Lissabon; 2010 Grand Prix Satyrykon Legnica/Polen; 2011 Publikumspreis beim Deut-schen Karikaturenpreis und 2016 Excellence Award World Humor Award Salsomaggiore/Italien.

Dass ein Künstler mit seinen Thematiken dem Künstlerbuch verpflichtet ist, durfte man vermuten. Seine exzellente Beherrschung sämtlicher grafischer Techniken eröffnet ihm alle Möglichkeiten auch des original-grafischen Buches. Das kann schon mal mit 16 Original-Radierungen illustriert und in geprägtes Leder gebunden sein. Für diese Ausstellung hat er einige Pressendrucke mit zusätzlichen Einzeichnungen versehen – eine Hommage an Publikum, das Bücher liebt…

Nach Kleinmachnow, von Berlin nur durch den Teltow-Kanal getrennt, kam Rainer Ehrt der Liebe wegen, seine Frau Julia ist ebenfalls Künstlerin. Auf grafikbrief.de können Sie sich auch einen kleinen Einblick in ihre Arbeiten verschaffen, in Holzplatten gehobelte Landschaftsbilder, die durch ihre Materialität wie durch ihre feine Farbigkeit faszinieren.

Wolfgang Grätz, 242. Frankfurter Grafikbrief, April 2022

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Rainer Ehrt – Franz Kafka

Mischtechnik/Unikat

Rainer Ehrt/Franz Kafka – ICH

Franz Kafka – Er

Künstlerbuch

Rainer Ehrt – Figur & Kontext

Katalog Vorzugsausgabe

Tiger und Lamm

Orig.-Farbradierung

Hommage a Karl Lagerfeld

Orig.-Serigrafie

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Hommage a Coco Chanel

Orig.-Serigrafie

Schlangenbeschwörung

Orig.-Serigrafie

Medusa X

Orig.-Radierung

Katharina von Bora

Orig.-Holzschnitt

Parklandschaft I

Tusche/Acryl

Parklandschaft II

Tusche/Acryl

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Herbstkatze

Tusche/Acryl

Hortus secretus I

Orig.-Radierung

Hortus secretus II

Orig.-Radierung

Danse prussienne

Orig.-Farbradierung

Hase und Samurai

Orig.-Farbradierung

Bertolt Brecht – GegenVerführung

Künstlerbuch

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Rainer Ehrt – Medusa

Künstlerbuch

Rainer Maria Rilke – Marionettentheater

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Aretino – Sonetti lussuruosi

Künstlerbuch

Baudelaire/ Stephan George/ Rilke – Die Klagen des Ikarus

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Drei Grazien

Orig.-Radierung

Oscar Wilde/ Josephus Flavus/ Matthäus- und Markus-Evangelium – Salome

Künstlerbuch

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Napoleon und Luise

Orig.-Serigrafie

Hugo von Hofmannsthal – Über Vergänglichkeit

Künstlerbuch

Ein weites Feld (Für Günter Grass)

Orig.-Radierung, aquarelliert

Leuchttürme im Labyrinth

Orig.-Radierung, aquarelliert

James Joyce – Eveline

Künstlerbuch

Preußenreiter

Orig.-Radierung

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Cordoba I

Graphit / Farbstifte

Orpheus

Orig.-Farbradierung

Hannibals Elefanten

Orig.-Radierung

Rainer Ehrt – Mozart in Potsdam

Orig.-Radierung/Aquatinta

Preußischer Bilderbogen

Vorzugsausgabe

Rainer Ehrt – Sudelbuch Nr. 2 nach Lichtenberg

Künstlerbuch 2008

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Rainer Ehrt – Marionettentheater 1

Serigrafie 1998

Rainer Ehrt – Baron Münchhausen trifft Don Quixote

Farbholzschnitt verlorene Form, 2019

Seiltänzer

Orig.-Farbradierung

Tauschwestern

Orig.-Farbradierung

Ohne Titel

Orig.-Farbholzschnitt

Kaninchen und Schlange

Original-Farbradierung

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Le Gourmet

Original-Farbradierung

Fontane unterm Birnbaum

Orig.-Radierung