Siegfried Gwosdz

Siegfried Gwosdz studierte an der Universität Essen/Folkwangschule. Ab 1985 arbeitete er freischaffend im Bereich zwischen Kunst und Design. Von 1993 bis 1996 unterrichtete er am Institut für bildende Kunst und Kunsttherapie u. a. die Fächer Zeichnen, Typografie, Airbrush und Plakatgestaltung. Seit einigen Jahren konzentriert er sich auf die klassische Drucktechnik des Original-Farbholzschnitts, den er in kleinen Auflagen selbst von Hand druckt. Seit 2016 lebt er in der Nähe von Potsdam mitten in der Natur.

Als einer, der sich auch nach dem Abitur und mithin 13 Jahren Kunstunterricht noch gewundert hat, wie es einem Rembrandt gelingen konnte, mittels eines Radiergummis all die filigranen Bilder zu schaffen, die in den Deutsch-Lesebüchern abgebildet waren, frage ich oft Künstler, wie sie denn zur Druckgrafik gekommen sind. Eine der schönsten Geschichten ist die von Siegfried Gwosdz:

Er war schon als Jugendlicher als talentierter Zeichner bekannt, und eines Tages kam eine Freundin mit einer Radierung zu ihm und bat ihn, diese abzuzeichnen. Verblüfft stellte er fest, dass sich so feine, kräftige Linien mit dem Zeichenstift nicht zuwege bringen ließen.

Also besorgte er sich ein Lehrbuch zu druckgrafischen Techniken, das von einem Mitglied der Druckerdynastie Kätelhön verfasst worden war, und begann eigenständig, sich die Technik der Radierung anzueignen. Was sich so leicht anhört, ist mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden: Es braucht eine Druckpresse, denn da bei der Radierung gefeuchtetes Büttenpapier die Farbe aus den Vertiefungen der Kupferplatte saugen soll, ist erheblicher Druck nötig, den kann man nicht mit einer Handwalze oder einem Falzbein erzeugen. Und wenn man nicht nur Kaltnadelradierungen herstellen will, braucht es Eisenchlorid zum Ätzen der Kupferplatte. Eisenchlorid, das ist – Salzsäure!

Mit seiner sehr kleinen Druckpresse konnte der junge Gwosdz Kupferplatten in einer maximalen Größe von 15 x 10 cm drucken, und als in seiner Heimatstadt Essen der Weihnachtsmarkt nahte und ein Freund der Familie ihm an seinem Marktstand eine Verkaufsmöglichkeit für seine Radierungen offerierte, druckte er auf Teufel komm raus, u.a. gleich eine Auflage von 100 Exemplaren. Bevor es dann aber zu frühem Kunstmarkterfolg kommen konnte, schwärzte ihn ein Radierkonkurrent bei der Marktleitung an, dass er diese Produkte ja gar nicht angemeldet habe, und dem jungen Künstler wurde der Verkauf untersagt. Weswegen wir nun schlappe 40 Jahre später in unserer Ausstellung neben lauter Holzschnitten tatsächlich auch eine Radierung von damals zeigen können…

Gwosdz absolvierte zunächst eine Gärtnerausbildung - und er begegnet heute in seinen Holzschnitten oft floralen Formen, die er gar nicht bewusst geplant hatte. Anschließend studierte er an der Universität Essen/Folkwangschule. Ab 1985 arbeitete er freischaffend im Spektrum von Kunst und Design, wobei die Broterwerbsarbeit sich immer mehr auf den Computer verlagerte. Zum Ausgleich wütete er in seinem Maler-Atelier und brachte mit großen Schwüngen dicke Farbe auf grobe Nesselleinwände. Von 1993 bis 1996 unterrichtete er am Institut für bildende Kunst und Kunsttherapie u.a. die Fächer Zeichnen, Typografie, Airbrush, und Plakatgestaltung.

Später wurde er beim Lehren grundsätzlicher: Mit seiner Frau, der Kreativitäts-
pädagogin Sabine Braun, schuf er 2010 in Essen einen Ort, an dem Kleinkinder im Rahmen einer Kindertagespflegestelle ihre malerische Entfaltung ausleben konnten. Gemäß der Erkenntnis von Picasso: „Ich konnte schon früh zeichnen wie Raphael, aber ich habe ein Leben lang dazu gebraucht, wieder zeichnen zu lernen wie ein Kind“ erklärt Gwosdz, dass schon Kleinstkinder in ihren kreativen Äußerungen konditioniert und normiert werden – nur wenn die Sonne auch gelb gemalt wird, ist es gut und richtig und gibt Lob. Ein Kind möchte aber vielleicht die Sonne viel lieber blau färben. Menschen zu ermutigen, an sich selbst zu glauben, das ist eines der Anliegen von Siegfried Gwosdz.

2016 schließlich beschloss der Künstler, endlich seinen lange gehegten Traum einer ganz auf den Holzschnitt fokussierten Künstlerexistenz zu verwirklichen. Für ihn schließt sich damit auch der Kreis zu seiner Gärtnerausbildung und noch weiter zurück: Schon als Kind habe er, auf seinem Kletterbaum sitzend, dessen raue Borke gestreichelt und die Ruhe, Kraft und Sicherheit des Baumes erspürt, schon damals entstand der Wunsch, mit Holz zu arbeiten. Jetzt folgte ein Umzug von Essen in die Potsdamer Heimatregion seiner Frau, wo sein Atelier so dicht am Wald des Schwielowsees liegt, dass er beim Bearbeiten der Holzdruckstöcke auch einen Holzbearbeiter-Kollegen am Werk hört: den Buntspecht, der auch mal kurz auf Besuch vorbeischaut.

Seit 30 Jahren beschäftigt er sich, in seinen Holzschnitten unübersehbar, mit der Kultur Afrikas. Dabei stieß er auch auf die Manden-Charta, die älteste Erklärung grundlegender Menschenrechte der Welt. Der Gründer Malis, Sundiata Keïta, soll sie im frühen 13. Jahrhundert in Kurukun Fuga ausgerufen haben. Sie definiert grundlegende Rechte wie Gleichheit und die Unantastbarkeit menschlichen Lebens. Gwosdz hat Holzschnitte dazu geschaffen. Auch die schon in der Jugend gelesenen Texte von Mahatma Gandhi haben ihn geprägt. Das Wichtigste aber bleibt die Natur als Quelle der Inspiration: „Wenn ich durch den Wald laufe und einen alten Baum sehe, überfällt mich die Neugier: Wie lange steht er wohl schon da, was hat er gesehen, was kann er mir sagen? Ich liebe es, Pflanzen und Gräser anzusehen und Bäume zu berühren. Die Leidenschaft für das Material ist die Grundlage meiner künstlerischen Arbeit.“

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Pikante Begegung

Orig.-Holzschnitt

Antilope

Orig.-Holzschnitt

Serenity

Orig.-Farbholzschnitt

expressive

Orig.-Farbholzschnitt

fallen-fliegen

Orig.-Farbholzschnitt

Dinner

Orig.-Farbholzschnitt

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Hochhaus

Orig.- Radierung 1978

Caputh

Orig.-Farbholzschnitt

Kraft durch Wahrheit und Liebe

Orig.-Farbholzschnitt 2017

Diving

Orig.-Farbholzschnitt

Stairs

Orig.-Holzschnitt

Talking drum

Orig.-Farbholzschnitt

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Canoe

Orig.-Holzschnitt

Sophie

Orig.-Holzschnitt

soulfullness

Orig.-Farbholzschnitt

Panta rhei

Orig.-Farbholzschnitt

Moor

Orig.-Holzschnitt

Relationship

Orig.-Farbholzschnitt

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People

Orig.-Holzschnitt

Music surreal

Orig.-Farbholzschnitt

Trumpeter

Orig.-Farbholzschnitt 2021

Couple

Orig.-Farbholzschnitt 2018

Two in one

Orig.-Farbholzschnitt 2019

Eagle

Orig.-Farbholzschnitt

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Boat

Orig.-Farbholzschnitt

Wizzard

Orig.-Farbholzschnitt

Jump

Orig.-Farbholzschnitt 2020

Over the water

Orig.-Farbholzschnitt

Phönix

Orig.-Farbholzschnitt

Roger Willemsen

Orig.-Farbholzschnitt 2017

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Divergence

Orig.-Farbholzschnitt

Human

Orig.-Holzschnitt

Into the light

Orig.-Farbholzschnitt 2020

Reflection

Orig.-Farbholzschnitt