Franziska Schaum
Franziska Schaum wurde 1972 in Berlin geboren. Sie absolvierte von 1991 bis 94 eine Ausbildung zur Schriftsetzerin. 1995–2002 studierte sie Visuelle Kommunikation an der Bauhaus-Universität in Weimar, an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und an der Universität der Künste Berlin.
Dort war sie 2002 – 2004 Meisterschülerin bei Prof. Henning Wagenbreth. 2004 war sie unter den Preisträgern des Salon du livre in Montreuil. Von 2005 – 2009 lehrte sie selbst an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim im Bereich Illustrative Grafik. Ihr Eigenwerbungsplakat wurde 2006 unter die „100 schönsten deutschen Plakate“ gewählt. Seit 2008 ist sie auch Teil der Künstlerinnengruppe Häppi Töle. Derzeit leitet sie die künstlerischen Druckwerkstätten an der Hochschule Wismar.
Franziska Schaums künstlerische Arbeit zeichnet sich dadurch aus, dass sie inhaltlich einem roten Faden folgt und dass sie formal auf einer kreativen Erweiterung des Farbholzschnittes basiert:
„Menschliche Beziehungen sind im Moment das wichtigste Thema, mit dem ich mich beschäftige. Denn damit hat alles andere zu tun, davon gehen alle Befindlichkeiten aus.“ Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Beziehung zwischen Mann und Frau, aber auch der zwischen Mutter und Kindern hat sie Arbeiten gewidmet.
Ausgangspunkt ihrer Arbeiten sind häufig von ihr aufgeschnappte Alltagsäußerungen, z.B. „Ein paar Möhren werden gegessen!“ …werden gegessen? Durch ihr Aufmerken auf solche an sich absurden Sprachhülsen, an die wir uns leider gewöhnt haben, bekommen ihre Arbeiten häufig eine satirische Dimension. Die intendiert sie durchaus, wenn sie z.B. über ein Holzschnitt-Portrait der Schauspielerin Veronica Ferres den 1824 von Wilhelm Hauff geschaffenen Vers „Ach wie bald/schwinden Schönheit und Gestalt“ schreibt. Gesellschaftlich verordnete Schönheitsideale nimmt sie nicht nur in Gestalt von deren Protagonistinnen aufs Korn, sondern auch den alltäglich auf uns alle ausgeübten Druck am Beispiel der aufdringlich werbenden Körperenthaarungsindustrie.
Ihre kultur-kritischen Bilder, die immer freundlich-ironisch daherkommen, machen sie zu einer eminent politischen Künstlerin.
Schaum ist in praktisch allen grafischen Techniken zu Hause – ihr Hauptinteresse aber gilt dem Holzschnitt. Nicht nur wegen der Spannung, die entsteht, wenn herkömmliche Gestaltungstechniken wie der Holzschnitt dazu dienen, neue Ausdrucksformen wie etwa SMS-„Lyrik“ darzustellen.
Sie hat für sich auch eine Technik des Farbholzschnittes entwickelt, bei der sie durch Arbeit mit Schablonen von einer Platte mehrere Farben nacheinander druckt – wie das geht, wird bei der Ausstellungseröffnung von ihr demonstriert werden. Die so gedruckten unter-schiedlichen Farbversionen eines Druckstockes bleiben Unikate. Schaum nutzt den Holzschnitt nicht in erster Linie, auf Auflagen zu erstellen, sondern er ist ihr eine genuine Bildsprache.
Für die Büchergilde schuf sie den 8. Druck der Gutenberg Presse – darin blickt sie meist ironisch und bissig, aber auch durchaus mitleidig auf die Spezies Mann.