Faber & Faber
Faber & Faber war aber immer vor allem ein literarischer Verlag, bei dem so renommierte Autor/inn/en wie Clemens Meyer, Josef Haslinger, Roswitha Quadflieg oder Christoph Hein publizierten. Von diesem Segment lebte der Verlag, die Buchkunst war nur das imagebildende Sahnehäubchen. Und diese Basis wird, nicht nur für Faber & Faber, durch die Strukturveränderungen, die stetig wachsende Markt-macht weniger großer Handelsketten, zerstört.
Die Buchhandelsketten wie Thalia (Marktanteil allein 40 Prozent), Hugendubel und Osiander kaufen kaum noch Titel aus unabhängigen kleinen Verlagen ein. Sie haben Umsatz- und Rabatt-Erwartungen, die Letztere nicht erfüllen können, zudem lassen sie sich vorteilhafte Buch-Platzierungen in ihren Läden von den Verlagen bezahlen, wozu es erst mal eines Marketingbudgets bei den Kleinen bedürfte. Und je mehr inhabergeführte Buchhandlungen keine Nachfolger mehr finden, desto fetter werden die Ladenketten und ihre genuinen Partner, die Verlagskonzerne. Mit der Buchkunst aber hat das nichts zu tun, denn die war in den Ketten und Konzernen noch nie zu finden.
Von der unbändigen Verlegerlust der Fabers kurz nach Verlagsgründung zeugt der Verlagsalmanach „Sisyphos der Zweite“ von 1992, in dem auch das erste Buch der „Erstlingswerke deutscher Autoren…“ angekündigt wurde, Brechts Baal, mit Orig.-Linolschnitten von Klaus Süß. Der Co-Verleger Michael Faber wurde vorgestellt als „Autor, der an einem Roman des 21. Jahrhunderts“ schreibe, von dem man (1992) hoffe, dass dieser auch dann erst fertig werde, damit man nicht in die Verlegenheit komme, ihn drucken zu müssen...
Nachruf 2017:
Elmar Faber 1934 bis 2017
„Du fehlst!“
Wenn das inzwischen bei vielen Trauerfällen zitierte Ondit aus Grönemeyers Lied wirklich passt – dann bei Elmar Faber, freilich in der Form „Sie fehlen!“ Er fehlt – als leibhaftiger Zeuge von intellektueller Größe, Mut und Unerschrockenheit, stellvertretend für viele in der DDR – als Verleger des Aufbau Verlages: Haben Sie gewusst, dass Faber 1985 nur einen Tag, nachdem ihm der SED-Kulturminister Hager persönlich das Herausbringen von Christoph Heins Roman „Horns Ende“ untersagt hatte, das Buch, das er längst hatte drucken lassen, an den Buchhandel auslieferte, wo es einen weiteren Tag später schon vergriffen war?
Elmar Faber wusste, was es heißt, Kopf und Kragen zu riskieren – und tat es, wenn es galt, sich selbst treu zu bleiben. Und der Literatur. Und der Buchkunst. Die erfand er in dem zusammen mit Sohn Michael 1990 gegründeten Verlag Faber & Faber quasi noch einmal neu, mit unvergleichlich schönen Büchern zu annehmbaren Preisen.
Ideenreich und durchsetzungsfähig, so wurde Elmar Faber zu einem der großen Nachkriegsverleger in Deutschland. Viele von Ihnen haben ihn sicherlich auch persönlich gekannt, stand er doch lange Jahre selbst an den Buchmesseständen seines Verlages in Leipzig und Frankfurt. Der persönliche Umgang mit ihm war ein Vergnügen.
Auch wenn er 2011 seine Verlagstätigkeit eingestellt hatte, war Faber in der Literaturlandschaft stets weiter präsent, als kenntnisreicher und meinungsstarker Teilnehmer am gesellschaftlichen Diskurs. Mit seinem Tod geht eine Ära, die er personifizierte, zu Ende. Am 3. Dezember 2017 ist er im Kreis seiner Familie im Alter von 83 Jahren gestorben. Die Lücke ist schmerzhaft groß.
Danke, Elmar Faber, für die vielen Buchvergnügen, die Sie uns beschert haben!
Wolfgang Grätz